Gedicht des Tages
Friedrich Hölderlin
An die Nachtigall
Friedrich Hölderlin
An die Nachtigall
Dir flüstert's leise - Nachtigall! dir allein,Dir, süße Tränenweckerin! sagt es nurDie Saite. - Stellas wehmutsvollerSeufzer - er raubte mein Herz - dein Kehlchen -Es klagte - o! es klagte - wie Stella ists.Starr sah ich hin beim Seufzer, wie, als dein LiedAm liebevollsten schlug, am schönstenAus der melodischen Kehle strömte.Dann sah ich auf, sah bebend, ob Stellas BlickMir lächle - ach! ich suche dich, Nachtigall!Und du verbirgst dich. - Wem, o Stella!Seufztest du? Sangest du mir, du süße?Doch nein! doch nein! ich will es ja nicht, dein Lied,Von ferne will ich lauschen - o! singe dann!Die Seele schläft - und plötzlich schlägt dieBrust mir empor zum erhabnen Lorbeer.O Stella! sag es! sag es! - ich bebe nicht! -Es tötete die Wonne, geliebt zu sein,Den Schwärmer. - Aber tränend will ichDeinen beglückten Geliebten segnen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen